Vivien Immerhin: Nach den Katastrophen-Sonntagen vor zwei Wochen (Europa-Wahl) und vor einer Woche (Rücktritt von Andrea Nahles) ist der Pfingstsonntag ohne weitere Einschläge ausgekommen. Ich hatte auch eine kleine Pause nötig, denn der politische Ausnahmezustand in Berlin war auch in meinem Terminkalender spürbar. Überall dreht es sich mehr oder weniger um dieselbe Frage: Wie geht´s eigentlich weiter?

Was die SPD angeht, ist eine Antwort in zwei Wochen zu erwarten. Am 24. Juni trifft sich dort der Parteivorstand, um zu entscheiden, wie das Verfahren zur Wahl einer neuen Parteispitze ausschaut. Das ist nicht ganz leicht, denn einerseits wäre eine zügige Klärung dieser Frage gut und andererseits ist völlig klar, dass die Parteimitglieder einbezogen werden müssen – das braucht seine Zeit. Und noch ein Verfahren ist zu klären: Wie findet eigentlich die Halbzeitbilanz statt, die in der Berliner Koalitionsvereinbarung vereinbart ist? Man muss kein Prophet sein, um von einem Zusammenhang zwischen diesen beiden Themen auszugehen. Insofern sind es wichtige politische Entscheidungen, die in vierzehn Tagen anstehen.

Gerade in solchen Zeiten ist es wichtig, nicht zu vergessen, um was es am Ende wirklich geht. Und da ist mir gerade in der letzten Woche wieder einmal aufgefallen, dass die Themen in Berlin nicht selten ganz andere sind als im Rest des Landes. Am Mittwoch hatte ich den lehrreichsten Termin dieser prallgefüllten Tage: Einige SPD-Ortsvereine aus dem Cuxland hatten Ehrenamtliche aus ihrem Gebiet als Dankeschön nach Bremerhaven auf ein Ausflugsschiff eingeladen, ich durfte mitfahren. Während wir so hin und her schipperten, wurde diskutiert, aber eben nicht über Nahles, Groko und Berlin. Da gab es ganz andere Themen, die den Leuten wichtig waren: Medizinische Versorgung im ländlichen Raum, der Bürokratismus und das Ehrenamt, die Automobilindustrie und der Klimaschutz, die ambulante Pflege für alte Menschen und vieles mehr.

Die meisten Menschen interessieren sich eben nur begrenzt für die internen Probleme von Parteien. Sie erwarten umso mehr Antworten auf Themen, die für ihr Leben wichtig sind. Je schneller die SPD genau solche Fragen wieder in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellt, desto schneller kann sie auch wieder aus dem Loch herauskommen, in dem sie derzeit fraglos steckt. Schönen Dank ins Cuxland für diese Lektion!

Ich wünsche Euch eine schöne Woche.