Wer von Euch noch einmal auf meine Begrüßung aus der letzten Woche zurückblättert, wird feststellen, dass so ziemlich alles anders gekommen ist, als ich es mir gewünscht habe. Rundheraus gesagt, waren es für mich mit die schlimmsten Tage in bald vierzig Jahren SPD-Mitgliedschaft. Ein Debakel bei den Europa-Wahlen, die Ankündigung einer Abstimmung über die Spitze in der SPD-Bundestagsfraktion und eine höchst kontroverse Diskussion, der Rücktritt von Andrea Nahles – es hat wirklich nichts gefehlt.

Die Kritik an diesem Zustand von innen und von außen ist einhellig und sie ist berechtigt. Und dabei stehen die nächsten Hürden schon an: In etwas mehr als drei Monaten sind Landtagswahlen in Brandenburg und dann steht ja auch noch ein großer Elefant im Raum, die Zukunft der GroKo in Berlin.

Also alles rabenschwarz? Das kann man so sehen, aber vielleicht gilt ja in diesem Fall ein altes amerikanisches Sprichtwort: „Wenn die Nacht am dunkelsten ist, ist der Morgen am nächsten.“ Das ist in Sachen SPD derzeit vielleicht etwas weit gegriffen, aber es gibt schon ein paar klare Hinweise:

Da sind erst einmal die Mitglieder: Die SPD ist unverändert die größte Partei in Deutschland und hat mehr als 450 000 Mitglieder. Darunter sind viele Menschen mit ganz starker Verankerung in ihrem Umfeld, mit großen persönlichen Fähigkeiten. Die Mitgliedschaft ist nach wie vor ein weitgehend ungehobener Schatz in der SPD.

Und da sind viele, viele Menschen, die sich als Sozis fühlen, auch wenn sie aus unerfindlichen Gründen kein Parteibuch haben, zum Beispiel in den Kirchen und Gewerkschaften. Und noch sehr viel mehr Bürgerinnen und Bürger, die die SPD brauchen und die ihre Hoffnung auf die SPD richten.

Und da ist die Feststellung, dass die SPD unverzichtbar ist als Stimme der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, der sozialen Gerechtigkeit und des Friedens. Kurz gesagt: Als Partei des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Das macht nämlich sonst niemand.

Was heißt das? Vor allem aufzuhören mit destruktiven Personal-Debatten und anzufangen mit politisch-inhaltlichen Diskussionen. Schluss zu machen mit der Bauchnabelschau und nur über Themen zu reden, die für die Wählerinnen und Wähler relevant sind. Und nicht über die Gesellschaft reden, sondern Teil der Gesellschaft sein.

Klar, das ist alles hinreichend allgemein und bedarf der Konkretisierung. Aber nur so geht’s.

Ich wünsche Euch eine schöne Woche.