Ich hatte eine interessante Woche: Praktikum bei einem Online-Händler in Uelzen, Tag der Niedersachsen in Wilhelmshaven, Eröffnung der Ideen-EXPO in Hannover und vieles andere mehr. Die langfristig für Niedersachsen wichtigste Station aber hatte ich am Dienstag im VW-Werk Salzgitter. Das ist eine große Fabrik mit mehr als 7000 Beschäftigten, die Tag für Tag viele Tausend Motoren herstellen – Verbrennungsmotoren. Und bei diesem Stichwort ist klar, dass große Veränderungen ins Haus stehen.

Die Automobilindustrie ist der größte deutsche Industriezweig mit insgesamt mehr als 850 000 Arbeitsplätzen. Alle bisherigen Erfolge beruhen auf der Nutzung von Benzin und Diesel samt der damit verbundenen Schadstoff-Emissionen. Unter dem Strich sind die CO2-Mengen in den letzten drei Jahrzehnten auch nicht nennenswert gesunken. Die Motoren sind zwar wesentlich effizienter geworden, aber die Fahrzeuge eben auch immer größer und es sind immer mehr.

So wird es nicht bleiben können, dafür sorgen schon knallharte CO2-Einsparvorgaben der EU. Um diese Ziele einzuhalten und hohe Strafzahlungen zu vermeiden, werden in 10 Jahren mehr als 40% der verkauften Fahrzeuge eines Herstellers elektrisch angetrieben sein müssen. Das ist für eine solche Industrie sehr wenig Zeit und dementsprechend befindet sich der gesamte Automobilsektor im Umbruch.

In Salzgitter gibt es das Zentrum für Batterieforschung von Volkswagen. In Zukunft ist nicht mehr der Motor die wichtigste Komponente eines Fahrzeugs, sondern die Batterie. Wenn ein Automobilhersteller nicht hoffnungslos abhängig sein will von den (wenigen) Lieferanten, muss er auch eigene Kompetenz in der Herstellung von Batteriezellen haben. Genau das geschieht in Salzgitter und zwar – wie mir berichtet wurde – mit überraschenden Erfolgen.

Dazu passt, dass Volkswagen zusammen mit dem schwedischen Unternehmen Northvolt in die Produktion von Batteriezellen einsteigen will. Der erste Standort in Deutschlang soll Salzgitter sein, damit der Abbau von Arbeitsplätzen im Motorenbereich durch neue Jobs kompensiert werden kann. Und auch sonst bereitet man sich in Salzgitter zielstrebig auf die neue Autowelt vor. Es bleibt derzeit kaum ein Stein auf dem anderen.

Auch auf dieser Grundlage bleibt der Umbau der Automobilindustrie ein enorm ambitioniertes Vorhaben. Ohne eine aktive Begleitung durch die Bundespolitik wird es nicht gehen, da bin ich sicher. Deswegen haben sich die drei „Auto-Länder“ Niedersachsen, Baden-Württemberg und Bayern vorgenommen, die Bundesregierung in den nächsten Jahren immer wieder daran zu erinnern: Ziele alleine reichen nicht beim Klimaschutz, wir brauchen einen Plan zu Umsetzung – beispielsweise für den flächendeckenden Aufbau der Ladeinfrastruktur in ganz Deutschland.

Es steht viel auf dem Spiel in den nächsten Jahren, für das Weltklima, für die Zukunft der Industrie und für den sozialen Frieden. Diese Herausforderung zu bewältigen, wird eine der wichtigsten politischen Themen in Deutschland sein – davon bin ich überzeugt.

Ich wünsche Euch eine gute Woche.