Wir leben in wirklich aufregenden Zeiten. Im Jahr 2011, also vor gar nicht langer Zeit, ist auf der Hannover-Messe in einem Workshop der Begriff „Industrie 4.0“ geprägt worden – seitdem weltweit ein Schlagwort für die umfassende Digitalisierung der Wirtschaft, die in der Zwischenzeit rasante Fortschritte gemacht hat. Die Hannover-Messe 2019 befasst sich aber schon mit dem nächsten Technologie-Sprung, der ansteht: Künstliche Intelligenz.

Im Kern geht es dabei darum, dass Rechner menschliches Verhalten zur Problemlösung immer besser nachbilden und am Ende sogar übertreffen sollen. Es geht um lernende Systeme, die sich selbst permanent weiter entwickeln. Die Anwendung reicht von Alltagsaktivitäten wie Computer-Spielen und der Nutzung von Suchmaschinen bis zu hochkomplexen Roboter-Aktivitäten oder der Nachbildung des menschlichen Gehirns.

In wirtschaftlicher Hinsicht bieten diese Techniken ganz neue Perspektiven, das autonome Fahren ist dafür ein besonders gutes Beispiel. Die Hannover-Messe 2019 ist voll von Beispielen, die eine Ahnung von der Fülle möglicher Anwendungen geben. Untersuchungen verheißen eine deutliche Steigerung des Wirtschaftswachstums, wenn KI sich flächendeckend durchsetzt. Und auch für die Verbraucherinnen und Verbraucher kann es doch nur gut sein, wenn zum Beispiel die Verkehrssicherheit wesentlich erhöht wird.

So weit, so gut. Aber wenn die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz im Prinzip unendlich sind, ist es um so wichtiger, auch Grenzen zu ziehen. Kein Geringerer als Stephen Hawking hat darauf hingewiesen, dass KI am Ende auch seine menschlichen Schöpfer ersetzen könne. Wenn sogar Google und Microsoft in ihren Risikoberichten die Künstliche Intelligenz an prominenter Stelle aufführen, lässt das aufmerken, schließlich forschen die amerikanischen IT-Konzerne intensiv in dieser Richtung. Und die umfassende Nutzung von Gesichtserkennungsprogrammen in China oder die Forschung an autonomen Waffen geben ein Gefühl dafür, dass es sich dabei nicht nur um theoretische Risiken handelt. Es geht also um sehr viel.

Und die Politik? Sie hinkt der technischen Entwicklung offensichtlich hinterher. Wie schafft man es, inmitten einer rasanten Veränderung eine fundierte ethische Diskussion über die Grenzen der Technik zu führen und dann auch noch praktisch durchzusetzen? Darüber grübeln im Moment viele nach, von der Europäischen Kommission bis zur Bundesregierung. Spätestens mit der Hannover-Messe 2019 sollte klar sein, dass dafür nicht unbegrenzt viel Zeit zur Verfügung steht, denn es werden bereits Fakten geschaffen. Künstliche Intelligenz kann die Lebensbedingungen von Menschen in der Zukunft massiv beeinflussen, darin besteht eine Parallele zum Klimawandel. Und ebenso wie der Klimawandel muss dieses Thema einen Platz ganz oben auf der politischen Agenda bekommen.

Ich wünsche Euch eine gute Woche.