Seit einigen Monaten gilt mein erster Blick nach dem Aufstehen nicht mehr zuerst der Lokalzeitung meines Vertrauens, sondern ZEIT ONLINE Oft gibt es dort aktuellere Corona-Zahlen als in anderen Quellen und gute Übersichten, vor allem aber auch einen internationalen Vergleich. So sehr uns das Virus in Atem hält, diese Pandemie schert sich nun einmal nicht um Grenzen. Ein Vergleich mit der Lage in anderen Ländern hilft deswegen sehr, die Situation in Deutschland und in Niedersachsen einzuordnen.

Was zeigt dieser Vergleich derzeit? Zunächst einmal, dass Deutschland bei den Infektionszahlen unverändert vergleichsweise gut abschneidet. Viele andere europäische Länder hatten vor allem Ende des letzten Jahres heftige Infektionswellen zu überstehen und sind nach drakonischen Lockdowns jetzt wieder auf einem Niveau, das etwa dem deutschen entspricht. Gerade jetzt ist aber wieder ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen, in Deutschland und in der EU. Ob das die Auflösung des Staus bei den Tests nach Weihnachten und Silvester widerspiegelt oder eine neue Welle, werden wir sehen müssen. Und auch das zeigt der Vergleich: Bei den Todesfällen schneidet Deutschland derzeit deutlich schlechter ab als in etlichen anderen EU-Ländern.

Dann gibt es aber auch noch eine weitere Entwicklung, die uns große Sorgen machen muss: In Großbritannien und Irland explodieren die Infektionen derzeit förmlich. Besonders drastisch ist das in Irland der Fall, das sich bis dahin eigentlich durch einen ziemlich unauffälligen Verlauf ausgezeichnet hatte und durchaus auch als Vorbild empfohlen worden ist. Experten führen diese neue Entwicklung auf die in Großbritannien aufgetretene hochansteckende Mutation von Covid 19 zurück und warnen eindringlich vor den Auswirkungen.

Das ist der Hintergrund, vor dem in dieser Woche eine Reihe von neuen Kontaktbeschränkungen in Kraft treten, die zwischen Bund und Ländern vereinbart worden sind und die bis Ende Januar gelten sollen. Viele werden sich fragen: Muss das jetzt auch noch sein? Leider ja und die Begründung ergibt sich aus zwei Gesichtspunkten. Zum einen sind wir in Deutschland nach wie vor meilenweit von dem Inzidenzwert 50 entfernt, unterhalb dessen ein einigermaßen normales und kontrollierbares Infektionsgeschehen herrscht. Diese Aussage gilt ausdrücklich auch für Niedersachsen, obwohl bei uns die Werte unverändert deutlich besser sind als im Bundesdurchschnitt.

Zum anderen müssen wir mehr denn je Vorsorge treffen, wenn wir das mit der Mutation verbundene Risiko berücksichtigen. Es kann eben realistischerweise alles noch einmal deutlich schlechter werden, das müssen wir nüchtern feststellen. Großbritannien und Irland mögen Inseln sein, aber das Virus hat seit Beginn der Pandemie schon viele Wege nach Deutschland gefunden. Ein vorbeugender Brandschutz ist deswegen dringend geboten.

Mir ist bewusst, dass die neuen Regelungen für viele Betroffene hart sind. Bis jetzt galten bei den Kontaktbeschränkungen zum Beispiel viele Ausnahmen für Kinder bis vierzehn Jahre, die jetzt weitgehend wegfallen. Auch Kinder sind aber nun einmal Infektionsträger und müssen in der jetzigen Situation ihre Kontakte deutlich reduzieren, wie alle anderen auch. Es gibt Sonderregelungen bei der Betreuung und im Umgang mit Kleinkindern, dennoch handelt es sich um spürbare Einschränkung für die Kinder und die Familien. Ich wünsche mir sehr, dass es dabei nur eine sehr überschaubare Zeit bleiben muss.

Leicht haben wir uns alle diese Entscheidungen ganz gewiss nicht gemacht, aber das ist nun einmal Teil der Verantwortung in öffentlichen Ämtern. Umso mehr freut mich, dass die Zustimmung in der Bevölkerung zur Corona-Politik in Niedersachsen unverändert besonders hoch ist, wie eine bundesweite Umfrage jetzt zeigt. Danke für das Vertrauen und die Unterstützung!

Ich wünsche Euch eine gute Woche.