In Berlin ist wie immer um diese Jahreszeit „Grüne Woche“, einschließlich dem großen Niedersachsen-Abend mit zweieinhalbtausend Gästen am Mittwoch. Aber es ist eine besondere, eine besonders politische Grüne Woche in diesem Jahr. Der beste Beweis dafür ist es, wenn parallel völlig gegensätzliche große Demonstrationen stattfinden: „Wir haben es satt!“ von Kritikern der Landwirtschaft und eine große Trecker-Demo von Land-schafft-Verbindung mit Protesten gegen Düngeverbote. Wer hat Recht?

Keiner ganz, aber beide zum Teil, ist meine Antwort. Keine Frage, die Landwirtschaft steht vor spürbaren Veränderungen – Grundwasserschutz, Klimaschutz, Artenschutz, Tierschutz, Verbraucherschutz sind wichtige Anliegen und offenkundig erwartet die Gesellschaft in dieser Hinsicht Verbesserungen. Das alles kann kaum gleichzeitig passieren und vor nicht allem gegen den Markt. Die Verbraucher sind jedoch einstweilen in ihrer großen Mehrheit keineswegs gewillt, mehr Leistung und mehr Qualität seitens der Landwirtschaft an der Kasse mit mehr Geld zu honorieren.

Und noch etwas: Die Landwirte in Deutschland sind ziemlich kleine Teile eines sehr großen internationalen Marktes und konkurrieren mit Berufskollegen aus anderen Ländern, von denen es einige deutlich leichter haben. Deswegen fragen viele Landwirte, die sich verändern wollen, schlicht und einfach: Wie soll ich das schaffen? Es geht um die Perspektiven eines ganzen und bedeutenden Berufsstandes.

Diese Frage ist ohne Zweifel berechtigt, aber beantworten lässt sie sich nur mit einer großen gemeinsamen Anstregung von Politik und Landwirtschaft, aber auch zum Beispiel Umwelt- und Naturschützern und von Verbrauchern. Es reicht nicht aus, über Vorgaben auf Veränderungen zu drängen, ohne einen Plan zur Umsetzung zu haben. Und ohne eine aktive Begleitung von Politik und Gesellschaft wird es nicht gehen, wenn sich nicht am Ende die kleineren und mittleren Betriebe aus dem Markt verabschieden sollen.

Das wäre für ein Flächenland wie Niedersachsen eine Horror-Vorstellung, nicht nur aus historischen Gründen, sondern auch ganz aktuell. Der gesamte Agrarbereich ist in Niedersachsen mit etwa 390 000 Arbeitsplätzen die zweitwichtigste Branche und soll es auch bleiben.

Die Zeit ist reif für einen Gesamtplan oder einen „Gesellschaftsvertrag“, wie es in der Diskussion heißt. Dafür werden wir in Niedersachsen gemeinsam mit vielen anderen mit Nachdruck eintreten.

Ich wünsche Euch eine gute Woche.