Treue Besucherinnen und Besucher dieser Seite wissen, dass ich ein- bis zweimal im Jahr über gute Bücher berichte, die ich in den letzten Monaten gelesen habe. Und Lesen ist gerade bei heißen Temperaturen sehr zu empfehlen – komplett ohne körperliche Anstrengungen!

Albert Camus, Die Pest (Rowohlt Taschenbuch)
Der Roman zur Pandemie – geschrieben vor dreiundsiebzig Jahren. Camus beschreibt den fiktiven Ausbruch der Pest in einer nordafrikanischen Hafenstadt und die Reaktionen in der unter Quarantäne gestellten Stadt, von der Sorglosigkeit über die Panik bis zu Abstumpfung. So schlimm, denkt der Leser unwillkürlich, ist es ja zum Glück nicht bei uns. Aber viele der beschriebenen Verhaltensweisen erleben wir derzeit eben auch. Ein gutes Buch zur Reflektion nach noch nicht ganz einem halben Jahr Corona-Krise.

Regina Scheer, Gott wohnt im Wedding (Penguin Verlag)
„So‘n Bart,“ werden jetzt vielleicht manche von Euch denken, denn „Gott wohnt im Wedding“ hat es bis in die Bestseller-Listen geschafft und ist von mir erst mit Verspätung entdeckt worden. Ein altes Haus in Berlin steht zum Abbruch an und lässt noch einmal sein Leben und das seiner Bewohner Revue passieren. Aber es geht nicht nur um die deutsche Geschichte der letzten einhundert Jahre, sondern auch um das Schicksal und die Kultur der Roma. Ich gebe zu, das Buch hat meinen Blick auf diese Volksgruppe noch einmal deutlich verändert. Und wem das Buch gefällt, sei auch der erste Roman von Regina Scheer empfohlen, „Machandel“. Eine tolle Schriftstellerin!

Kent Haruf, Kostbare Tage (Diogenes)
Kent Haruf ist einer meiner amerikanischen Lieblingsautoren und leider hat er nur sechs Romane geschrieben bis zu seinem Tod 2014. Diese Romane sind allesamt komplett unspektakulär, geradezu leise und gelassen, aber mit einem glasklaren Blick auf Menschen und die Päckchen, die sie mit sich herumschleppen. Die Erzählungen spielen immer in Holt, einer kleinen Stadt in Colorado, wo der Eisenwarenhändler Dad Lewis seine letzten Tage zubringt. Das richtige Buch für ruhige Tage.

Jonathan Coe, Middle England (Folio Verlag)
Wie um Himmels Willen konnte es passieren, dass sich diese supervernünftigen Briten für den Brexit entscheiden? Mindestens eine Antwort darauf liefert „Middle England“. Über weite Passagen witzig geschrieben, entfaltet sich das Bild einer immer gespalterenen Gesellschaft anhand von zwei Familien aus dem britischen Bürgertum. Das Buch zum Brexit, auch wenn ich ihn immer noch nicht begreifen kann. Sehr zu empfehlen.

Das sind meine Lese-Tipps für den Rest des Sommers. Wenn Ihr auch einen habt – immer her damit! Ich wünsche Euch eine gute Woche.