Nicht jede Milchkanne brauche einen 5G-Anschluß, hat Bundesbildungsministerin Karliczek einmal gesagt und damit reichlich Kritik geerntet. Am Dienstag stand ich vor einer solchen Milchkanne auf dem Hof von Familie von der Ohe im Landkreis Uelzen. In ihrem Schweinestall hätte sie einen wesentlichen besseren Netzzugang als in ihrem Wohnzimmer, berichtete Frau von der Ohe. Und dann wurde uns gezeigt, was in Zukunft „smart farming“ bedeutet. Zum Beispiel ein sehr differenzierter und damit umweltfreundlicher Anbau auf den Feldern anstelle von Monokulturen. Oder ein punktgenauer Einsatz von Düngemitteln oder auch der Schädlingsbekämpfung in Verbindung mit einer wesentlichen Reduzierung der Mengen. Mit anderen Worten: Eine gleichzeitig umweltfreundliche und wirtschaftliche Landwirtschaft. Voraussetzung dafür ist ein richtig guter Mobilfunk und ein exzellentes Datennetz, und zwar flächendeckend auch an der berühmten Milchkanne.

Das ist aber nicht die einzige Herausforderung für den ländlichen Raum, mit dem ich mich in der letzten Woche auf meiner Sommerreise quer durch Niedersachsen befasst habe. Was manchmal unterschätzt wird: Die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland und erst recht in Niedersachsen lebt auf dem Lande. Dort bekommt man die Alterung unserer Gesellschaft zu spüren und im Landkreis Wolfenbüttel habe ich mir ein Projekt vom Roten Kreuz angeschaut, wo ältere Menschen für einen Arztbesuch von einem ehrenamtlichen Fahrdienst abgeholt werden. Freiwilliges Engagement ist überall nötig und in Bad Lauterberg im Harz hat die Freiwillige Feuerwehr auf dieser Grundlage und mit tatkräftiger Unterstützung ihrer Stadt ein erstaunliches Hilfangebot aufgebaut. Fast überall ist ein Sterben der guten alten Dorfgasthäuser ein Problem, aber in Bienenbüttel im Landkreis Uelzen ist dafür eine Markthalle entstande, die eine erfolgreiche Gastronomie mit dem Verkauf regionaler Produkte verbindet. Ein wirklich herausragendes Projekt.

Gute Beispiele habe ich in drei anstrengenden Tagen viele sehen können. Solche Vorhaben zu unterstützen und vielerorts entstehen zu lassen, ist in Niedersachsen einer der Schwerpunkte der Landespolitik. Das wird aber nicht genügen, auch der Bundesebene muss stärker bewusst werden, dass unser Land nicht nur aus den Metropolen besteht. Da steht noch eine Menge Arbeit an.

So, und das ist es jetzt erst einmal gewesen. Die Sommerreise war so etwas wie der Schlusspunkt unter mein erstes Politik-Halbjahr 2019. Jetzt ist der Akku ziemlich leer und muss aufgeladen werden, damit genügend Saft für ein spannendes zweites Halbjahr da ist. Mit anderen Worten: Ich bin dann erst einmal wech und wünsche auch Euch allen eine richtig gute Erholung – jetzt oder etwas später!