Für mich wars ein Wochenende zum Abgewöhnen: Erst verlieren meine Fußball-Roten bei meiner persönlichen Saison-Premiere im Stadion verdientermaßen das Heimspiel gegen Augsburg und verhageln mir damit den Samstag. Und dann verlieren die Politik-Roten bei den Landtagswahlen in Hessen und der Sonntag war erst recht hin. Ein Unterschied: Hannover 96 hat es selbst vergeigt, die SPD in Hessen ist dagegen in den Strudel der Bundespolitik geraten.

Die beiden Landtagswahlen in Bayern und in Hessen haben sehr ähnliche Ergebnisse hervorgebracht: Die SPD befindet sich in einer schweren Vertrauenskrise. Die Wählerinnen und Wähler sind höchst unzufrieden damit, wie sich die Bundesregierung in den letzten Monaten präsentiert hat. Das erklärt die hohen Verluste von CDU/ CSU und SPD, es erklärt übrigens auch die hohen Gewinne der Grünen und der AfD. Da hilft es wenig, auf die gute Arbeit von Kabinettsmitgliedern der SPD zu verweisen, im Gedächtnis geblieben sind nur Zank und Streit durch die Seehofer’schen Krisen.

Wie geht’s jetzt weiter? Klar, dass nach den deprimierenden Wahlniederlagen bei vielen in der SPD die Nerven blank liegen. Es liegt auf der Hand, dass aus diesen Tiefschlägen die richtigen Schlussfolgerungen gezogen werden müssen, aber das werden keine einfachen Lösungen sein können. Stichwort GroKo – wer aus der Bundesregierung lieber heute als morgen heraus möchte, muss sich auch damit befassen, wie es denn dann weitergeht. Neuwahlen wären aktuell keine gute Idee, da bin ich mir sicher. Stichwort Spitzenpersonal – wer einfach ein paar Köpfe austauschen will, muss zugeben, dass die SPD dieses Konzept häufig genug angewandt hat in den letzten Jahren.

Für mich geht es um drei Fragen, die in der nächsten Zeit zu beantworten sein werden: Kann ein glaubwürdiger Neustart der Regierungskoalition gelingen? Und wie können wir der SPD endlich wieder ein klares, unverwechselbares Profil verschaffen? Ja, und wie kann es der SPD im Bund gelingen, eine andere, deutliche Sprache zu finden?

All diese Fragen werden zügig zu klären sein, denn ein Weiterwursteln ist nach diesen Ergebnissen ausgeschlossen. Deswegen ist es gut, dass heute und in der nächsten Woche der Parteivorstand zusammenkommt. Von den Antworten wird viel abhängen für die Zukunft der SPD.

Aber dann ist da noch etwas: Viele reiben sich derzeit die Augen und mögen gar nicht glauben, wie tief die SPD in der Wählergunst abgestürzt ist. Das verstehe ich gut, aber es ändert nun einmal nichts daran, dass wir eben Stimmergebnisse haben, die früher undenkbar gewesen wären.

Und viele andere reagieren darauf mit Resignation und sehen nur noch schwarz. Auch das macht aber nichts besser und hilft auch persönlich gar nicht weiter. Ich habe mir eine andere Haltung vorgenommen für die schwierige Zeit, die vor uns liegt: Die Ärmel aufkrempeln und vielleicht noch ein bisschen härter als bisher dafür zu arbeiten, dass die SPD aus diesem Loch herausfindet. Denn es gibt unverändert Millionen von Menschen in Deutschland, die auf die SPD ihre Hoffnungen richten. Diese Hoffnungen dürfen wir nicht enttäuschen.

Ich wünsche Euch eine gute Woche!